Christoph Blocher
In der Sommernummer der «Weltwoche» vor dem Nationalfeiertag haben viele Schweizer Persönlichkeiten ihre Wünsche an die Schweiz geäussert. Dabei ist mir vor allem eine Tatsache in die Augen gestochen: Alle jene, die keine Politiker sind, sondern beispielsweise Unternehmer, Sportler oder Show-Grössen, sind voll des Lobes. «Die Schweiz ist ein Paradies», lese ich da. Sie biete «unglaublich viel Naturschönheiten». Deutschland könne «so manches» von der Schweiz lernen, meint ein zugewanderter Fernsehkommentator. Je mehr man Zeit im Ausland verbringe, desto mehr schätze man «die Lebensqualität in der Schweiz – und auch die Sauberkeit». So eine ehemalige Tennis-Spitzenspielerin.
Als «Erfolgsmodell mit Zukunft» bezeichnet der neue UBS-Chef unser Land. Der Eishockey-Nati-Trainer kommentiert: «Wir leben in einem wunderschönen, sicheren Land, unser politisches System ist stabil, und alles funktioniert einwandfrei.» Und die Direktorin unseres Nationalzirkus bekennt: «Ich trage die Schweiz tief in meinem Herzen. Die Schweiz ist anders. Und das soll sie auch bleiben.»
Welch ein Unterschied zu den Politikern, die ebenfalls befragt wurden. Sie sehen vor allem Probleme, die eigentlich nur die ihren sind. Sie fordern, dass sich die Schweiz anpasst, ohne zu merken, dass dies gerade das abschafft, was die Bürger schätzen. Bei den Politikern stapeln sich Sorgen-Dossiers: von Europa, über die Neutralität bis zur NATO. Politiker lieben das Besondere an der Schweiz nicht.
Glücklich ein Land, so denke ich mir, in dem die Bürgerschaft zufrieden lebt und nur die Politiker etwas anderes wollen. Zum Glück setzen sie sich nicht durch, weil die zufriedenen Bürger dies verhindern. In vielen Staaten, wo die direkte Demokratie fehlt, ist es umgekehrt. Nicht zum Vorteil der Bürgerschaft.
E gfreuti Wuche
Christoph Blocher