Lukas Huggenberg
stellte das Programm für die zweite Saisonhälfte im Theater an der Grenze vor.
Symbolbild: Adobe Stock
Im Thurgau betrifft der überwiegende Teil der gemeldeten 40 Fälle von Häuslicher Gewalt im Alter den gewaltvollen Umgang in der Ehe oder Partnerschaft. Symbolbild: Adobe Stock
Die Patrouillen der Kantonspolizei Thurgau mussten letztes Jahr 40 Mal wegen Häuslicher Gewalt gegen ältere Menschen ausrücken. «Diese Zahl ist nur die Spitze des Eisbergs», sagt Uta Reutlinger von der Fachstelle Häusliche Gewalt. Ganz klar sei die Dunkelziffer höher. Die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen», die am 25. November beginnt, widmet sich darum in diesem Jahr dem Thema Gewalt an Frauen im Alter.
Region Neben 60 Menschenrechts- und Frauenorganisationen beteiligt sich auch die Fachstelle Häusliche Gewalt der Kantonspolizei Thurgau an der Kampagne. Deren Fachstellenleiterin Uta Reutlinger erklärt: «Gewalt im Alter ist ein doppeltes Tabu. Es ist schwer, über Gewalterfahrungen zu sprechen. Wenn dann noch Abhängigkeiten aufgrund von Altersherausforderungen auf ganz unterschiedlichen Ebenen dazu kommen, erhöht das die Sprachlosigkeit.» Die Kampagne soll Menschen sensibilisieren und auf das Thema aufmerksam machen.
«Die 40 gemeldeten Fälle stehen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt», sagt Uta Reutlinger. Dabei ging es beispielsweise um erwachsene Kinder, die gegen ihre pflegebedürftigen Eltern Gewalt ausübten, ihnen finanzielle Berechtigungen entzogen, sie beschimpften oder ihnen gewisse Einschränkungen in der Unterstützung androhten, so die Fachstellenleiterin. Der überwiegende Teil der Fälle betreffe jedoch den gewaltvollen Umgang in der Ehe oder Partnerschaft, der bereits früher begonnen und sich im Alter zugespitzt habe. Es sei immer noch ein Tabu, über Gewalt in der Beziehung zu sprechen: «Wenn ich pflegebedürftig oder auf Unterstützung angewiesen bin und eigentlich dankbar sein müsste, dass sich mein Partner oder die erwachsenen Kinder 'aufopfern', dann habe ich noch grössere Hemmungen, diese nach einer Straftat anzuzeigen.»
Dass sich die von Gewalt betroffenen Frauen nicht bei der Polizei melden, sei zum einen der Unwissenheit geschuldet, dass es Möglichkeiten zur Hilfe überhaupt gibt. Auch spielen Schuldgefühle und Scham eine Rolle. Zum anderen sei bestimmtes Verhalten erst langsam, über die Zeit hinweg als Gewalt erkennbar. «Viele Handlungen wie zum Beispiel der Entzug von Alltagsgewohnheiten oder -gegenständen (Kerzenlicht, Teppichboden, ein Glas Wein am Abend) wird oft mit ärztlichen Empfehlungen begründet, um Gefahren zu verringern. Wenn das aber nicht im Einverständnis geschieht und die Veränderung zum Nachteil der Betroffenen aufgezwängt wird, sprechen wir von psychischer Gewalt», erklärt Uta Reutlinger. Neben dieser psychischen Gewalt gebe es die körperliche, ökonomische und soziale Gewalt. «Im Alter kommt die passive Vernachlässigung durch unzureichende Pflege oder Mangelernährung dazu. Oder die aktive Vernachlässigung, bei der die Befriedigung von Bedürfnissen bewusst verwehrt werde.
Helfen könnte man, wenn sich die Gewaltopfer Freunden oder Bekannten anvertrauen. Die Fachfrau rät, die Person ernst zu nehmen, zuzuhören und genau hinzuschauen, Unterstützung anbieten oder unterstützende bzw. entlastende Fachpersonen und Beratungsstellen empfehlen. Die Kantonspolizei biete ebenfalls ihre Hilfe an und habe Kontakte zu weiterführenden Amtsstellen, sagt Uta Reutlinger. Ganz klar sei aber die Gesellschaft in der Verantwortung: aufzuklären und zu sensibilisieren. «Das tut diese Kampagne. Festgefahrene Rollen- und Altersbilder werden hinterfragt. Betroffene und gewaltausübende Personen werden durch die Kampagne informiert und erkennen, dass sie nicht allein mit diesen Themen sind. Angehörige, Freunde oder Nachbarn werden möglicherweise wachsamer und bieten ihre Unterstützung an», betont sie.
Angelina Rabener
Samstag, 23. November, 14 Uhr: Flashmob Einkaufszentrum Passage, Frauenfeld
Donnerstag, 28. November, 18.30 Uhr «Frau sein inne halten», SRK, Rainweg 3, Weinfelden
Samstag, 30. November, 14 Uhr «Sicheres Auftreten durch Stimmschulung» Aula Schulhaus Oberhofen, Münchwilen
Mittwoch, 4. Dezember, 19 Uhr «Gegen die Angst, im Alter ausgeliefert zu sein», Stadtgarten, Stadtgartenweg 1, Frauenfeld
Samstag, 7. Dezember, 14 Uhr «Selbstverteidigung Schnupperkurs Ü50» Thomas Bornhauser-Turnhalle Weinfelden
Dienstag, 10. Dezember, 17 Uhr «Gewalt in der häuslichen Pflege auch ein weibliches Thema» Aula BBZ, Weinfelden
Montag, 25. November bis 14. Dezember von 7 22 Uhr «Warum kommt es zu Gewalt an älteren Frauen?» Foyer Haus E und Mediothek, Bildungszentrum für Gesundheit und Soziales Thurgau (BfGS), Weinfelden
Weitere Informationen finden Sie unter www.16tage.ch
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