Daniel Düsentrieb der Wassermelonen
Der 21-jährige Fabio Bollmann ist gelernter Landwirt und ein wahrer Tüftler. Sei es mit Maschinen oder eben Melonen. Ein Besuch des Gutsbetriebs in Lengwil.
Rund 800 Wassermelonen konnte Fabio Bollmann diesen Sommer ernten. Desirée Müller
Der 21-jährige Fabio Bollmann ist gelernter Landwirt und ein wahrer Tüftler. Sei es mit Maschinen oder eben Melonen. Ein Besuch des Gutsbetriebs in Lengwil.
Lengwil Süss-sauer eingelegt, als Konfi oder frisch vom Feld - auf der langen Tafel im Garten der Bollmanns ist ein kleines Melonen-Buffet aufgetragen. «Eigentlich hätte Fabio Koch werden sollen», sagt seine Mutter Katja schmunzelnd. Denn ihr Sohn hat nicht nur das Rätsel für den erfolgreichen Anbau von saftigen Wassermelonen im Thurgau geknackt, sondern versucht sich immer an neuen Rezepten. Und dabei soll so viel der Melone wie möglich verwertet werden. Ich gönnte mir ein Stück der eingelegten Frucht. Nicht wie erwartet schön rosa, sondern farblos sind die kleinen Schnitze aus dem Glas. Man erlebt aber eine Geschmacksexplosion im Mund. «Das ist der weisse Teil der Melone direkt unter der Schale», erklärt Fabio. Früher sagte man, dass das weisse Fruchtfleisch sogar giftig sei. «Doch es enthält die meisten Nährstoffe», weiss der Melonenzüchter.
Auf die Idee, Wassermelonen in Lengwil anzubauen, kam er während seiner Lehrzeit. Der Gutsbetrieb, auf dem er das letzte Jahr seiner Ausbildung verbrachte, wagte erste Versuche in der Melonenzucht. «Die Kerne wurden neben den Kürbissen gepflanzt. So kam es, dass wir Melonen hatten, die zwar so schmeckten, jedoch das Aussehen von Kürbissen hatten», erzählt Fabio. Das Thema liess ihn nicht los und nach Abschluss der Lehrzeit wollte er selbst das Experiment «Wassermelone» starten. Der Anbau ist aufwendig und mit viel Handarbeit verbunden. Die Kerne pflanzt er einzeln von Hand ein, jätet täglich um die zarten, keimenden Pflänzchen herum und investiert sicher eine Stunde am Tag zum Tränken. Das Wasser zukaufen müssen sie dabei nicht, da es unterirdisch von einem ihrer Felder beim Lengwiler Weiher gewonnen und über eine Leitung direkt zum Hof transportiert wird. Nachhaltigkeit wird bei der Familie gross geschrieben.
Verkauft werden die Melonen hauptsächlich über den eigenen Selbstbedienungsstand in Lengwil (im Güetli 3). Doch auch verschiedene Hofläden und Detailhändler nahmen Fabios Melonen ins Sortiment auf. Die Stammkundschaft wächst und in den nächsten Jahren ist es das Ziel des jungen Landwirts, das Melonen-Geschäft noch weiter auszubauen. So sei es auch viel ökologischer, Melonen von der Region zu beziehen, statt die importierten aus Spanien oder der Türkei zu kaufen. Und vom Geschmack her erkennen zumindest wir keinen Unterschied. Im Gegenteil, zu wissen, dass die süsse Frucht quasi von Nebenan stammt, verstärkt noch das Geschmackserlebnis. Die letzten Melonen werden diese Tage noch verkauft, mit den übrig gebliebenen verzieht sich Fabio bald in die Küche und probiert neue Rezepte aus, die er künftig vermarkten möchte. Denn weggeworfen wird bei Bollmans nichts.
Desirée Müller
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