Curdin Grass, Projektleiter und Architekt. zVg
16.11.2023 12:00
«Energie Kreuzlingen bekommt ein energetisch autarkes Betriebsgebäude»
Das neue Betriebsgebäude von Energie Kreuzlingen steckt mitten in der Vorprojektplanung. Was das genau bedeutet und worauf sich die Mitarbeitenden sowie die Bevölkerung schon jetzt freuen können, weiss Curdin Grass von der Bauherrenvertretung.
Curdin Grass, wie schreitet die Planung voran?
Die Zusammenarbeit zwischen dem Generalplanerteam, den Fachspezialisten und der Bauherrschaft ist sehr intensiv. In verschiedenen Sitzungsgremien und Workshop-Formaten werden die auftauchenden und noch offenen Fragen diskutiert und definiert. Die Ausarbeitung des Vorprojekts bedingt seitens der Bauherrschaft eine definitive Bestellung. Anhand dieser und unter Berücksichtigung der Arbeitsprozesse von Energie Kreuzlingen erfolgt danach die Umsetzung aller Angaben in der Detailprojektplanung.
Gibt es noch Hindernisse in Bezug auf die Planung?
Es gibt keine direkten Hindernisse, aber es ist eine intensive Phase. Da wir per Ende 2023 die Vorprojektplanung inklusive Investitionskosten erarbeitet haben wollen, bedingt dies den vollen Einsatz aller Beteiligten. Und das parallel zum anspruchsvollen Tagesgeschäft von Energie Kreuzlingen und deren Mitarbeitenden.
Sie haben in den letzten Monaten andere Energieversorgungsunternehmen besucht. Welche Eindrücke haben Sie von dort mitgenommen und gibt es konkrete Punkte, die für Energie Kreuzlingen in Frage kommen?
Diese Besuche waren für uns sehr bereichernd. Wir konnten durch den persönlichen und fachlichen Austausch der «Branchen-Kollegen» wertvolle Erkenntnisse für unsere Projektplanung gewinnen. Jedes der besuchten Objekte ist anders strukturiert und funktioniert entsprechend anders. So konnten wir z. B. den Einsatz verschiedener Lagersysteme einsehen sowie die von uns definierten Prozesse und dazu benötigten Infrastrukturen überprüfen. In einem der Objekte hat uns das übergeordnete Abfallmanagement in den Büroflächen überzeugt. Zudem konnten wir die Fahrzeug-Parkierung definieren und die Ausgestaltung der Büros und des Kundenempfangs vergleichen.
Gibt es Änderungen am Gebäude, die komplett vom Wettbewerbsprojekt abweichen?
Das Wettbewerbsprojekt umfasst korrekte Strukturen, an denen wir keine Änderungen vornehmen, jedoch versuchen wir, wo immer möglich, Kostenoptimierungen vorzunehmen. Dies bedingt dann teilweise Abweichungen vom ursprünglich entworfenen Projekt. Aktuell wird die Materialisierung, die Gebäudetechnik-Konzeption und die Fassadengestaltung weiterentwickelt; hier versuchen wir seitens Bauherrenvertretung den Generalplaner von wichtigen Themen wie zirkulare Baustoffe, Bauteiltrennung und geringe Unterhaltskosten zu überzeugen.
Worauf richten Sie Ihr zentrales Augenmerk bei Ihrer Aufgabe als Bauherrenvertretung?
Wir arbeiten sehr eng mit Beat Pretali, Projektleiter von Energie Kreuzlingen, und seinem Kernteam zusammen und verstehen uns als Support und Treuhänder zugunsten der Bauherrschaft. Unser zentrales Anliegen ist, sicherzustellen, dass Energie Kreuzlingen ein Projekt realisiert, welches die komplexen Arbeits- und Logistikprozesse sowie den künftigen Flächenbedarf der Bauherrschaft zu erfüllen vermag. Wir führen, kontrollieren und steuern das Generalplanerteam, sodass die Ansprüche und die vertraglich bestellten Planerleistungen erfüllt werden.
Wo lagen bis jetzt die grössten Herausforderungen?
Im Zuge der Vorprojektplanung, die von März bis Dezember 2023 erfolgt, mussten die Entscheide zur korrekten Betriebseinrichtung und der damit verbundenen Prozesse erarbeitet und definiert werden; dies musste dann wiederum mit der Gebäudeplanung und der Brandschutzplanung koordiniert werden. Diese Abstimmung forderte alle Beteiligten, da wir auch hier kostenbewusst, vor allem im Hinblick auf den späteren Gebäudebetrieb, planen wollen.
Was zeichnet das neue Betriebsgebäude aus?
Eine Immobilie mit einem Nutzer wie Energie Kreuzlingen ist sehr speziell und muss sich aus den Arbeitsprozessen und Bedürfnissen der Mitarbeitenden sowie den Besuchenden generieren. Dies vermochte bereits das Wettbewerbsprojekt zu erfüllen und wird weiterhin ein «inneres» Merkmal des Betriebsgebäudes bleiben. Ergänzend dazu wollen wir zusammen mit dem Generalplanerteam ein Gebäude entwickeln, welches die Botschaft einer klimafreundlichen und nachhaltigen Energie-Produktion nach «aussen» trägt.
Was können Sie den Mitarbeitenden von Energie Kreuzlingen schon jetzt versprechen in Bezug auf das neue Betriebsgebäude?
Wir werden zusammen mit der Bauherrschaft ein Projekt entwickeln, das die integrierte Zusammenarbeit der verschiedenen Fachdienste kompakt in einem Gebäude unterstützt und zeitgemässe Arbeitsplatz-Infrastrukturen sicherstellt. Damit die Mitarbeitenden eine perfekte Dienstleistung bzw. Energie-Versorgung gegenüber der Bevölkerung sicherstellen und sich Energie Kreuzlingen zudem als attraktiver regionaler Arbeitgeber positionieren kann.
Und den Einwohnerinnen und Einwohnern von Kreuzlingen?
Nebst den bereits erwähnten Vorteilen entwickeln wir ein Projekt, das die zukünftigen Bedürfnisse von Energie Kreuzlingen optimal erfüllt. Bereits in der Wettbewerbsphase wie auch in der weiteren Projektausarbeitung wurde die Kostenoptimierung stets als wichtiges Kriterium in die Entscheide integriert. Die Bevölkerung von Kreuzlingen wird am Standort «Sonewiese» ein einfaches, energetisch autark funktionierendes Gebäude erhalten, das eine optimale «Einsatz-Plattform» bereitstellt und für die künftigen Herausforderungen in der Energie-Versorgung der Stadt Kreuzlingen gewappnet ist.
Was sind die nächsten Schritte?
Zusammen mit dem Generalplanerteam wird das Vorprojektdossier abschliessend erarbeitet, welches wir im Dezember prüfen und gemeinsam mit der Bauherrschaft finalisieren werden. Auf Basis des finalen Vorprojekt-Dossiers werden im 1. Quartal 2024 die Inhalte der Immobilien-Botschaft erarbeitet. Dieses Dokument dient den Behörden als Grundlage zur Erarbeitung der Abstimmungsvorlage. Verläuft alles nach Plan, erfolgt die Urnenabstimmung gegen Ende 2024, wo das Volk über den «Realisierungskredit für das neue Betriebsgebäude» abstimmen kann. ⋌Interview: Nathalie Schoch