Wer will mich? Die Villa im Bodanquartier steht wieder zum Verkauf.
Bild: mul
21.09.2023 00:00
Pläne der Zuhause AG wurden durchkreuzt
Die Villa an der Schulstrasse 5 wurde von der Zuhause AG erworben. Ihr Ziel, verdichtet im Bodanquartier zu bauen, können sie nun nicht umsetzen. Das Abrissgesucht liegt für die nächsten zwei Jahre auf Eis. Zu lange für das Unternehmen. Das geschichtsträchtige Haus steht nun wieder zum Verkauf.
Kreuzlingen 3009 Aufrufe hatte unser kurzes Video vom Treffen mit den Initiantinnen und Initianten der Sammeleinsprache gegen das Abrissgesuch des Wohnhauses an der Schulstrasse 5 auf Facebook. Ein Schwall an Kommentaren löste der Post aus: «Solche schöne Zeitzeugen abzureissen, tut schon in der Seele weh», lautet ein Kommentar. «Wieviel Chlöz bruucht Chrüzlinge no?», fragt ein Facebook-User in die Runde. «Do chumi grad en dicke Hals über...Heinomol», schrieb eine Kreuzlingerin. Das Thema schien einen Nerv zu treffen.
Barbara Abicht wohnt in einem der 13 Häuser, die im Bodanquartier das Ensemble bilden und ist Mitinitiantin der Sammeleinsprache. «Manchmal lohnt es sich zu kämpfen», so die Kreuzlingerin. Gemeinsam mit 131 anderen Anwohnerinnen und Anwohnern hat auch sie die Einsprache unterschrieben. Davor recherchierten die Initianten über die Geschichte der Villen und dokumentierten alles fein säuberlich in einem Dokument.
Alles auf Anfang
Dass die Besitzerin des Gebäudes, die Zuhause AG, das aus Sicht der Einsprecher schützenswerte Haus nun bereits wieder verkaufen will, freut Barbara Abicht. Wie sie seien auch alle anderen Beteiligten positiv überrascht, wie schnell die Stadt Kreuzlingen reagiert hat und nun sogar noch andere Ensembles auf ihren Schutzstatus überprüft. «Die Häuser an der Schulstrasse sind wichtige Zeitzeugen und bilden ein Ensemble. Sie stehen in einem der drei Strukturerhaltungsgebiete unserer Stadt», sagte Stadtrat Ernst Zülle im Juni auf Anfrage unserer Zeitung. Doch ob ein Objekt schützenswert ist oder nicht, obliegt nicht den kochenden Gemütern oder dem «Geschmack» eines Einzelnen, sondern einer aufwendigen Prüfung der Stadt Kreuzlingen. Als «Leitfaden» für die Prüfung hat das Amt für Denkmalpflege mit der «Bestandesaufnahme Ensembles Thurgau» (BETG) ein Planungsinstrument entwickelt, das der Unterstützung des Planungs- und Entscheidungsprozesses im Kontext von historischen Siedlungsteilen und Baugruppen dient. Die Bestandesaufnahme erfolgt in Koordination des Amts für Denkmalpflege im Auftrag der Gemeinden, die 75 Prozent der externen Kosten tragen. Die Denkmalpflege ist in diesem Fall nur am Rande involviert, wie Amtschef Giovanni Menghini erklärt. «Den Lead hat in diesem Fall Kreuzlingen, unter der Leitung von Stadtrat Ernst Zülle.» Dieser bestätigt, dass es sowieso eine Prüfung des Ensembles gegeben hätte. Man habe das Ganze jedoch beschleunigt, da die vielen Einsprachen die Dringlichkeit einer raschen Prüfung gezeigt hätten. «Kreuzlingen ist nicht das Freilichtmuseum Ballenberg und soll sich weiterentwickeln dürfen», so Zülle. Ein Auge auf wichtige Zeitzeugen zu haben, sei aber relevant für die Zukunft der Stadt. So laufen in den nächsten zwei Jahren Recherchen über die Geschichte der Hausensembles und es werden Gespräche mit Anwohnern geführt, welche Hinweise auf historische Relevanzen geben könnten.
Zwei Jahre Ruhe
Dass der Kampf noch nicht gewonnen ist, dessen sind sich die Anwohnerinnen und Anwohner des Bodanquartiers bewusst. «Doch immerhin wird in den nächsten zwei Jahren nichts passieren», so Abicht. Somit kann aufgeatmet werden.
Desirée Müller