12.12.2024 15:00
Das ganze Jahr über Weihnachten
Ein Besuch von Beat Kressibuchs Weihnachtsbaumkultur
Etwa 2000 Christbäume verkauft Beat Kressibucher im Jahr. 20'000 sind noch kräftig am wachsen, so dass sie in vier, fünf Jahren bereit für ihren grossen Einsatz sind.
Berg Ast Ein drei Meter grosser Weihnachtsmann empfängt die Kundschaft auf dem Hof von Beat Kressibucher. Eingekreist von Dutzenden von Christbäumen. Der Vorplatz ist feierlich dekoriert, eine Feuerbar wartet in einer Scheune auf ihren ersten Einsatz ab dem 13. Dezember. Wer einen Baum bei Beat Kressibucher kauft, soll das geballte Weihnachtserlebnis spüren. Er sei ein etwas «verruckte Siech», sagt er von sich selbst und lacht. Er experimentiert mit neuen Tannenarten, welche einen unglaublichen Duft versprühen, war einer der ersten, der einen Mietservice für Christbäume aufzog und liefert diese sogar schon mit Beleuchtung an Kundinnen und Kunden aus. Events haben es ihm angetan in der Weihnachtszeit. Der reine Verkauf auf dem Hof ist nur ein Teil seines Geschäfts. Aktuell seien zum Beispiel Raclette- oder Fonduestüblis in Trend, welchen er Christbäume in allen Grössen leiht. Etwa hundert Bäume werden dazu von Privatpersonen für die Adventszeit gemietet. Nicht ganz günstig, der Christbaum auf Zeit kostet gleich viel als wenn man ihn im Topf kauft. Dies, weils die Pflege und das Umtopfen mehr Zeit beanspruche, als das Fällen der Bäume. Wer mag, kann ihn spontan auch gleich behalten und ihn zum Familienbaum heranwachsen lassen.
Weihnachten im Oktober
Beat Kressibucher ist in seinem Element, düst durch die schon grösseren Bäume, einige sind bereits so in die Höhe gewachsen, dass sie Teil des Waldes sind. Sie stehen nicht in Reih und Glied sondern haben sich in den Jahren zu einer luftig angelegten Kultur entwickelt. Nebenan hingegen gedeihen keine Bäumchen zu künftigen Christbäumen heran. Auch wenn sie erst zwanzig,
dreissig Zentimeter gross sind, leben sie schon etwa vier Jahre auf Beat Kressibuchers Grund. Das Wachstum ist sehr langsam, vor allem bei der beliebtesten Art, der Nordmannstanne. Obwohl jetzt die
Hauptsaison ist, verkauft er auch schon Anfang Oktober Bäume. Unter anderen an eine Familie, welche sich gerne Monate im voraus auf die Adventszeit einstimmt.
Grosser Aufwand
«Ein schöner Blumenstrauss kostet mehr, als ein zehnjähriger Christbaum», sagt Kressibucher. Sein «Killer»-Argument, wenn jemand die Preise zu hoch findet. Dies komme aber sehr selten vor. Die Kundschaft schätz die Arbeit der Christbaumproduzenten und staunen wenn sie erfahren, was für Arbeit dahinter steckt. Der Job ist nach Heiligabend nicht getan. Zunächst werden die Mietbäume abgeholt, die Abrechnung gemacht, aufgeräumt und nicht verkaufte Bäume gehäckselt. Aber dann geht es ab in die Ferien. «Wenn irgendwie möglich, schaufle ich mir den Februar frei.» Denn danach
steht wieder viel Arbeit auf der Agenda. Zu seinem Team zählen elf charmante Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter. Seine Shropshire-Schafe nehmen ihm das Rasenmähen zwischen den Baumreihen ab.
Ein Baum fällen, um ihn ein paar Tage in die Stube zu stellen, was für ein Irrsinn, denken manche. Doch: Ein Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet während der Wachstumszeit von über zehn Jahren bis zu 145 Tonnen CO2 und produziert bis zu 105 Tonnen Sauerstoff. Dazu bieten die Anlagen ein Rückzugsort für viele Tierarten.
Von Desirée Müller