Weihnachten – Ein Licht in der Dunkelheit
«Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.» Vor zehn Jahren hörte ich dieses wunderschöne Weihnachtslied zum ersten Mal in Deutschland, in einem kleinen Pfarrhaus.
«Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.» Vor zehn Jahren hörte ich dieses wunderschöne Weihnachtslied zum ersten Mal in Deutschland, in einem kleinen Pfarrhaus.
Der Pfarrer hatte uns – eine bunte Gruppe von Freunden und Kollegen – am Heiligen Abend eingeladen, um gemeinsam zu essen, zu feiern und zu singen. Dieser Abend liess mich die Kraft und Bedeutung menschlicher Nähe besonders in einer Zeit spüren gerade, als ich mich in einer neuen Kultur zurechtfinden musste…
Es ist kaum zu fassen, dass seitdem schon zehn Jahre vergangen sind. Weihnachten erinnert uns alle, wie schnell die Zeit vergeht. «Schon wieder ein Jahr vorbei!» Oft fragen wir uns: «Wo ist das Jahr geblieben?» Weihnachten lädt uns ein, das Geschenk der Zeit bewusst zu erleben: die Momente mit anderen zu teilen, zu reflektieren und bewusst zu leben. Es ist eine Gelegenheit, den Schritt näher zu einem besseren Verständnis von uns selbst und der Welt um uns herum zu machen. In der Weihnachtszeit finden wir oft die Symbolik des Lichts, das für Hoffnung und Trost steht: «Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.» In einer Welt, die von Herausforderungen, sei es durch Konflikte, Naturkatastrophen oder persönliche Krisen geprägt ist, erinnert uns diese Symbolik daran, dass es auch in dunklen Zeiten immer einen Funken Hoffnung gibt und dass, wir diese Hoffnung in uns selbst finden können und in der Lage sind, anderen Trost und Halt bieten zu können.
Es ist eine der schönsten Botschaften des Kindes in der Krippe: Wir sind füreinander da. In der Weihnachtszeit erleben wir immer wieder, wie viele Menschen sich um diejenigen kümmern, die in Einsamkeit oder Not leben. Freundlichkeit, ein offenes Ohr, der Wille, zu helfen – das sind die Lichter, die wir miteinander teilen können. Besonders bewegend finde ich jedes Jahr die Feier am Heiligabend für Alleinstehende, die von den evangelischen und katholischen Kirchen in Weinfelden organisiert wird. Hier spüren wir, wie wertvoll Gemeinschaft ist: Wir essen zusammen, singen Lieder, teilen Geschenke und erleben die Verbundenheit miteinander.
Ich halte auch meine tiefe Verbundenheit zu Meier Pfarrei in Indien. Es ist eine Freude zu erleben, wie sich die Kinder und Jugendlichen in meiner Heimatpfarrei auf wunderbare Weise in dieser Zeit für die Notleidende engagieren. Sie gehen von Haus zu Haus, singen Weihnachtslieder und sammeln Spenden für karitative Projekte, darunter ein Hausbauprojekt für Obdachlose. Diese Nächstenliebe ist eine freudige Antwort auf die Einladung des Kindes in der Krippe, das zur Liebe und Fürsorge aufruft.
Weihnachten lädt uns ein, Mitmenschlichkeit über die Feiertage hinaus zu leben. Es ist eine Zeit, in der wir nicht nur an Geschenke und festliche Traditionen denken, sondern auch daran, wie wir durch unsere Taten Hoffnung und Hilfe in die Welt bringen können. Das Licht, das wir in dieser Zeit erfahren, können wir anderen weitergeben, indem wir freundlich sind, zuhören und uns für das Wohl unserer Mitmenschen einsetzen. Möge dieses Weihnachten für uns alle eine Gelegenheit sein, das Gute zu tun, Licht in die Dunkelheit zu bringen und den Wert der Gemeinschaft zu schätzen.⋌⋌
Mathew Varughese, ⋌Leitender Priester ⋌im Pastoralraum Weinfelden
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