25.04.2024 10:29
Wein, Kulinarik und Geselligkeit
Die Thurgauer Winzer bieten einen Einblick in ihre Weinkeller
Im Rahmen der «offenen Weinkeller» finden am letzten Wochenende im April sowie am 1. Mai bei 19 Thurgauer Winzerfamilien Degustationen und Betriebsbesichtigungen statt.
Weinfelden Im letzten Jahr wurden im Thurgau sechs Hektare neu mit Reben bepflanzt, fünf davon mit robusten Sorten. Regierungsrat Jakob Stark spricht somit von einem innovativen Thurgau in Sachen Winzerkultur. Er selbst besitzt drei Aaren und seine Begeisterung für Wein ist förmlich zu spüren. Wir sitzen im gemütlichen, aber eisig kalten Vorraum des Weinkellers der Familie Forster. Benno Forster mit Junior Nicolas begrüssen die Medien in ihrem kleinen Reich, um über den bevorstehenden Event zu berichten. Es nehmen 19 Winzer an den Tagen der offenen Weinkeller teil. «Wechsel gab es nur wenige, und wenn, dass mit einem Grund», so Priska Held. Auch die Frage, wie lange die Veranstaltung schon im Thurgau durchgeführt wird, muss sie überlegen. «Sehr lange», sagt Jakob Stark lachend. «15 Jahre», weiss ein Fachjournalist und erzählt, dass alles im Kanton Zürich startete und der Thurgau sich dann «einklinkte».
Das Herz muss dabei sein
Mit dabei sind auch die Forsters, deren Weine immer öfter aus robusten, naturnahen Rebsorten entstehen. «Alles was ich jetzt anpflanze, muss mein Sohn oder mein Enkel dann ausbaden», sagt Benno Forster und lächelt seinen Sohn an. «Ich verkörpere die Vergangenheit und die Gegenwart, und Nicolas die Zukunft.» Doch am wichtigsten sei, dass man mit dem Herzen dabei ist, egal was man machen, sind sich Sohn und Vater einig. Wer mit dem Bauch entscheide, fälle meist die richtige Entscheidung. Doch ganz so einfach ist es nicht: «Wenn wir eine neue Rebsorte anbauen wollen, degustieren wir die Weine wo immer möglich.» Wein mit neuen Sorten zu produzieren, vergleicht er mit Kochen. «Wenn man mit Zutaten kocht, die man noch nie versucht hat, weiss man nicht, ob es anders zubereitet noch besser schmecken kann.» Rebsorten zu «mischen» sei jeweils ein zweiter Schritt: «Man muss die ‘Zutaten’ in ihrer Einzelheit kennen, um ihren Geschmack danach kombinieren zu können.» Somit sei das «Experimentieren» spannend. «Doch wir nehmen jeweils sehr viel Geld in die Hand, und es vergehen je nach Witterung bis zu vier Jahre, von der Pflanzung bis der Wein verkaufsreif ist.» Umso spannender der Moment, wenn die Forsters zum ersten Mal ein Glas des neuen Weins probieren. Solch einen Moment erlebten sie mit ihrem neusten «Baby». Einem Weisswein, der aber noch unter Verschluss steht. Am Samstag um 12 Uhr wird er zum ersten Mal Gästen ausgeschenkt. Und er sei richtig gut geworden. Doch mehr will Benno Forster noch nicht verraten.
Die Vielfalt an Rebsorten sei gross in der Region. «Genau deshalb sollte man verschiedene Weingüter besuchen am Tag der offenen Weinkeller», so Nicolas Forster.
Wie es um die diesjährige Ernte steht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Die Reben trieben dieses Jahr auffallend früh – 2017 sah es ähnlich aus. Fällt das Thermometer nur zehn Minuten unter den Gefrierpunkt, ist das Weinjahr vorüber. Auch wenn dies für die Winzer ein enormer Verlust wäre, sieht es Benno Forster, der sich als Pragmatiker bezeichnet, etwas anders: «Das ist die Natur und es ist nur fair, wenn es einmal nicht so läuft wie erhofft.» Kerzen zwischen den Reben aufzustellen oder diese mit Wasser zu besprühen, sind gängige Wege, um dem Frost entgegenzuwirken. «Das haben wir einmal gemacht», erinnert sich Forster zurück. Nicolas ging damals noch zur Schule und halb die ganze Nacht mit. «Am Morgen rief ich die Lehrerin an und meldete Nicolas ab. Er war fix und fertig wie wir alle», sagt er und denkt gerne an die gemeinsame Aktion zurück. Somit lassen die Forster Männer dieses Jahr der Natur ihren Lauf.
Die anschliessende Führung durch den Keller dauert keine fünf Minuten. Der Raum ist sehr übersichtlich: «Wir planen einen Neubau», verrät Benno Forster.
Wann hat welcher Betrieb geöffnet?
So individuell wie das Rahmenprogramm sind auch die Öffnungszeiten auf den einzelnen Betrieben. Deshalb empfiehlt es sich vor dem Besuch einen Blick auf www.deutschweizerweine. ch/offene-weinkeller zu werfen, damit man dann nicht vor verschlossenen Toren steht.
Von Desirée Müller